Mittwoch, 22. Juli 2020

Kraichgau 5ve1000 - Die verrückte Höhenmeter Challenge powered by 3°TRIPUGNA(c), Pfitzenmeier und Fairprotein

Hallo Sportsfreunde,

getreu dem Motto

"It´s a long way to the top, if you wanna rock´n roll"

habe ich mir in diesem Jahr, und zwar am 18. Juli 2020 noch mal zum Ziel gesetzt, in einer außergewöhnlichen Höhenmeterchallenge, erneut meine mentale Stärke auf die Probe zu stellen. Nachdem ich im Jahr 2019 bei HOFFE 312 leider an meiner irgendwann nicht mehr vorhandenen Motivation gescheitert bin, sollte es diesmal aber ganz sicher klappen, die Herausforderung zu bewältigen. In leicht veränderter Form, sprich in einer Art Everesting Light und sehr viel besser vorbereitet, war ein Scheitern in diesem Jahr deutlich unwahrscheinlicher. Durch zusätzlich noch etwas Publicity über die gängigen Social Media Kanäle und mit einer Eventinfo an das regionale Presseportal Kraichgau Lokal habe ich den psychischen Druck auf mich noch etwas erhöht. Aber auch um eventuell die/den eine(n) oder andere(n) MitfahrerIn begeistern zu können, was mir sicher sehr viel helfen würde. Es gab unterm Strich also keinen Weg zurück. Aufgeben war keine Option, denn jeder, der davon wusste, wollte jetzt natürlich ein positives Ergebnis sehen. Gut so!

Die Herausforderung:

Beim Radweg zwischen Hoffenheim und Zuzenhausen befindet sich ein kurzer Anstieg von 1,40 Kilometern Länge, einer Höhendifferenz von 80 Höhenmetern und einer durchschnittlichen Steigung von 6 %. Dieser Hügel, und zwar nur dieser eine Hügel soll ohne Zeitvorgabe so oft hoch und wieder runter gefahren werden, bis meine Uhr 5000 Höhenmeter anzeigt. Der Fokus lag also auf den Höhenmetern nicht auf der Zeit. Die Strecke war für dieses Vorhaben optimal gewählt, denn viele Teile lagen im Schatten. Somit musste ich nicht die ganze Zeit in der prallen Sonne fahren, falls der Sommer seine Power beweisen würde.



Einige Sportler aus meinem Umfeld haben zu mir gesagt, ich solle doch in Heidelberg am Königstuhl ein Everesting (8848 Höhenmeter) machen, da der Königstuhl wesentlich mehr Höhenmeter hat und ich dort weniger oft hoch und wieder runter fahren muss. Das war für mich aber keine Option.

Warum wollte ich das nicht?

1. Ist Everesting derzeit sehr beleibt und ich wollte nicht einer unter vielen sein.
2. Wollte ich eine Höhenmeterchallenge bei mir vor der Haustüre an einem kraichgautypischen Hügel machen.
3. Hasse ich eigentlich Anstiege und deshalb sind 5000 Höhenmeter im Kraichgau erst mal völlig ausreichend. Wenn ich das geschafft habe, ist ein Everesting dann vielleicht der nächste Schritt.

Die Vorbereitung:

Bei meiner Vorbereitung auf diese Herausforderung lag der Schwerpunkt auf gezieltem Training zur Kräftigung der für das Radfahren benötigten Muskulatur sowie auf sehr effektiven Stretchingübungen, um den Defiziten sowohl in meiner Kraftausdauer und als auch in meiner Beweglichkeit entgegenzuwirken. Krafttraining gehört zwar zu meinem Trainingsalltag, aber für diese Challenge hat mich ein Personaltrainerteam von Pfitzenmeier durch die Vorgabe von noch viel spezielleren Übungen unterstützt.  




Zwei Kurzvideos vom Personaltraining bei Pfitzenmeier könnt ihr euch auf meinem YouTube Kanal anschauen.

Einfach auf Video 1 und Video 2 klicken.


Die dafür notwendigen Kilometer und Höhenmeter auf dem Rad habe ich natürlich zusätzlich auch noch abgespult, und zwar mit sehr viel Abwechslung. Auf dem Rennrad, auf dem Crosser und auch auf dem Mountainbike.





Das Arbeitsgerät:


Die Höhenmeter Challenge am 18. Juli 2020:

Der Tag begann schon sehr früh. Bereits um 2.30 Uhr in der Nacht bin ich aufgestanden, um stressfrei meine Körperfunktionen hochzufahren und um mich mental schön langsam auf den Start um 4.30 Uhr vorbereiten zu können. Zu dieser Vorbereitung gehörte natürlich auch ein leckeres Sportlerfrühstück. Biohaferflocken, Nussvariationen, Naturjoghurt und etwas Obst sowie Kräutertee, damit die entsprechende Energie sofort zur Verfügung stand.


Da ich das Rad am Abend zuvor bereits startklar ins Auto gelegt und den benötigten Rest (die Tagesverpflegung und die Getränke) schon vorbereitet hatte, musste ich mich nur noch radsportlich kleiden und noch einige Kleinigkeiten packen. Das Wetter sollte ganztägig sehr gut werden. Sonnig mit einigen harmlosen Wolken und nicht zu warm. Also beste Bedingungen, um den Tag auf dem Rad zu verbringen. Dennoch hatte es in den sehr frühen Morgenstunden eine Temperatur von knapp über 10° Grad, was für Mitte Juli doch etwas untypisch ist. Also streifte ich mir noch Armlinge, Knielinge und eine Windweste über. In den ersten Stunden auf dem Rad, hauptsächlich bei den Abfahrten, war ich mehr als froh, diese sehr nützlichen Kleidungstücke am Körper zu haben. Phoxxy ist eine Frostbeule. Um 4.15 Uhr setzte ich mich ins Auto und fuhr hoch zu der Stelle (Neufeldsiedlung Hoffenheim), wo ich mein Auto parken konnte. Die Erlaubnis, dort auch parken zu dürfen, hatte ich mir von der Eigentümerin des Aussiedlerhofes vorher natürlich eingeholt. Meine Motivation wurde auch gleich kräftig angeschoben, denn im Autoradio gab David Bowie mein Lieblingsstück Starman zum Besten. Oben angekommen, traf ich die letzten Vorbereitungen (Radschuhe anziehen, Licht montieren etc.), setzte mich auf mein Rad und rollte runter zum Startpunkt.

Unten angekommen, zeigte mein Garmin 4.28 Uhr an. Das Abenteuer begann.



Kaum hatte ich nach der 1. Runde wieder den höchsten Punkt erreicht, begann auch schon die Morgendämmerung. Eine sensationelle Kulisse und Stimmung.


An einem frühen Samstagmorgen in den Iden des Julis alleine "irgendwo" im wunderschönen Kraichgau mit dem Rad in der Morgendämmerung unterwegs sein zu dürfen, hat schon etwas ganz Besonderes. So fühlt sich für mich Freiheit und wahres Glück an. Ich war so geflasht, dass ich sogar kurzzeitig die noch vor mir liegende Herausforderung vergaß.


Bei meiner 3. Abfahrt runter zum tiefsten Punkt, begegnete mir auf halbem Weg schon der erste Mitfahrer. Es war übrigens erst kurz vor 5 Uhr. Danke Rainer für das frühe Aufstehen. Meine gute Öffentlichkeitsarbeit hatte sich wohl gelohnt. Na wenn das so weitergeht, dann würde ein Gelingen mehr als realistisch sein.


Rainer (übrigens auch aus Hoffenheim) und ich spulten Runde um Runde ab. Die Zeit verging wie im Fluge, denn Radfahrer haben sich immer etwas zu erzählen. Wir unterhielten uns über Räder, Radtouren, die Fußballerinnen der TSG 1899 Hoffenheim und über seine beiden Huskies.


Um ca. 6.30 Uhr kamen dann noch 3 weitere Frühaufsteher dazu, die es sich nicht nehmen lassen wollten, mir radsportliche Gesellschaft zu leisten. Dexy, Chrissi und Andreas. Zusammen sind sie ca. 45 Minuten zuvor in Schwetzingen losgefahren. Somit waren wir am noch jungen Morgen bereits zu fünft. Die frühen Vögel motivierten den Cycling Phoxx sehr. Da machte das Höhenmetersammeln richtig Spaß.



Im Begriff, um ca. 9.00 Uhr wieder in Richtung Schwetzingen aufzubrechen, verlor Dexys hinteres Laufrad leider sehr schnell Luft. Pffffff.......und platt war das Teil. Nachdem der Schlauch in Gemeinschaftsarbeit gewechselt war (zum Glück hatte ich meine Standpumpe im Auto), ich währenddessen eine weitere Runde gefahren war, verabschiedeten sich die 3 Musketiere wieder gen Heimat.




Jetzt um kurz nach 9.00 Uhr waren die Temperaturen recht erträglich geworden, so dass ich die wärmenden Kleidungstücke (Weste, Armlinge und Knielinge) nicht mehr brauchte, also weg damit. Die Mitfahrer gaben sich ab ca. 9.25 Uhr quasi die Türklinke in die Hand. Eine letzte Ab- und Auffahrt musste ich noch alleine fahren, bevor mir auf der nächsten Abfahrt dann Marcel entgegenkam.


Ab diesem Zeitpunkt hatte ich bis zum Ende meiner Höhenmeterchallenge ständig Begleiter an meiner Seite, die mein Motivationslevel hochhielten. Es dauerte auch nicht lange und schon gesellten sich zwei weitere Mitstreiter dazu. Immanuel und Christian. Durch Christian war von nun an bis auf Weiteres die Farbe Pink im Kletterpeloton dominierend.



Mittlerweile machten sich auch die Beine und der Nacken immer mal wieder bemerkbar. Meine alten Knochen sind zwar einiges gewohnt, aber diese Kletternummer war noch nicht auf ihrer Festplatte gespeichert. Ihr erinnert euch, ich hasse Anstiege. Ein kurzer Blick auf mein Garmin brachte dann aber meinen Adrenalinspiegel wieder auf ein Level, bei dem sich Wehwehchen quasi in Luft auflösen. Na ja fast :-). Nach etwas mehr als 5 Stunden Fahrzeit hatte im wahrsten Sinne des Wortes BERGFEST. Die Hälfte war geschafft.


In den nächsten 1 -  2 Stunden herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Ben aus Sinsheim kam hinzu. Ab jetzt wurde auch für Frieden und gegen Atomwaffen geklettert, da der Neuankömmling das Pacemakerstrikot trug. Leider hatte er nicht viel Zeit und konnte deshalb nur sehr wenige Runden mitfahren. Auch Stefan, ein mittlerweile sehr geschätzter Freund und Teilnehmer meiner Indoorcyclingkurse, war zwischenzeitlich mit seiner Frau Regina eingetroffen. Regina ist zwar nicht mitgefahren, aber sie hatte auch einen nicht minder anstrengenden Job. Dazu dann später mehr.



Ben sowie Marcel verabschiedeten sich und kurz danach auch Christian. Die Farbe Pink verlor nun wieder etwas an Dominanz. Es war an der Zeit, die nächsten Kalorien zuzuführen und gleichzeitig auch meine Statistik auf den neuesten Stand zu bringen. Als Statistikformat hatte ich ganz bewusst die altmodische Strichliste gewählt, so dass auch mein Geist ein wenig gefordert war. Ich musste mitzählen ;-). Immer nach 5 Auffahrten machte ich einen 5-er Block Striche und nutzte diese kurzen Pausen, um meine Flasche aufzufüllen, sowie um eine Kleinigkeit zu essen. Mein Energielevel sollte immer auf einem guten Niveau sein, deshalb gab es zwischendurch auch ab und zu einen Energy Ball meines neuen Partners Fairnatural.



Die Sonne stand am höchsten Punkt und die nächsten fast 800 Höhenmeter waren eingetütet.


Hinzu kamen Stef, ein Mountainbiker und Cyclocrossfahrer vor dem Herrn, der auch im Alter von fast 50 in vielen Rennen noch sehr oft deutlich jüngeren Fahrern zeigt, wo der Hammer hängt.


Und Ernst, ein Radsportfreund, der wie ich sehr gerne auf Mallorca mit dem Rad unterwegs ist.



Es war einfach unglaublich, wie sich die Jungs Mühe gaben, um meine mentalen Drehzahlen hochzuhalten. Ein starkes und motivierendes Team an seiner Seite zu haben ist viel wert, alles funktioniert so sehr viel besser. Kurzzeitig war ich sogar in einem Flow, der mich zwar nicht den Raum, aber die Zeit vergessen ließ. Immanuel musste nun leider wieder nach Hause, die Anzahl der Fahrer inkl. mir erhöhte sich aber schon bald wieder auf 4. Auf einer der vielen weiteren Auffahrten gab mir plötzlich mein Busenfreund Dirk, genannt Legendirk, wie aus dem Nichts von hinten einen symbolischen Poppotritt. "Auf gehts Phoxxy, du bist hier nicht zum Kirschenpflücken." Wie er wohl auf Kirschenpflücken kam? Na ja ich vermute mal, da im unteren Drittel des Hügels direkt am Rand des Weges ein Kirschbaum steht, dessen teilweise nicht gepflückte Kirschen den Teer schön dunkelrot gefärbt hatten. Durch Dirk, gekleidet im Radtrikot der legendären Pacemakers Nuclearban Tour 2019, war von nun an auch wieder die Friedensbotschaft mit von der Partie.



Jetzt kam Regina mit ins Spiel. Fleißig spazierte sie hoch und wieder runter, um meine radsportlichen Aufs und Abs bildlich sowie filmisch festzuhalten und um mir schöne Erinnerungen zu bescheren. Nachfolgend eine kleine Auswahl ihres Könnens. Falls ihr sie mal für ein ähnliches Event engagieren wollt, stelle ich sehr gerne den Kontakt her.









Die Zahl der Begleiter wuchs und wuchs. Hinzu kamen Axel, mein sehr guter Freund und Trainingspartner im Fitnessstudio. Gerhard, auch ein sehr guter Freund und Langdistanztriathlet sowie Gert mit seinen Jungs vom RSC Kirrlach. Plötzlich waren um die 10 Verrückte auf der Strecke.





Nachdem sich die meisten der Jungs wieder verabschiedet hatten, waren gegen Ende nur noch Stefan, Dirk und ich im Rennen. Beide begleiteten mich auf den letzten, sehr emotionalen Runden. Eine große Freude kam in mir auf, jetzt nur noch ganz wenige Runden fahren zu müssen. Diese finalen Kletterpartieen waren einfach nur unbeschreiblich. Danke Dirk, danke Stefan, dass ihr bis zum Schluss an meiner Seite wart.

Wie man auf dem Foto erkennen kann, hatte ich gegen Ende sogar noch mal einen Adreanlinschub, dass ich beide Jungs ins Ziel ziehen konnte.


Ziel erreicht? Weit gefehlt. Nach 63 gefahrenen Runden zeigte mein Garmin leider nur 4988 Höhenmeter an. Also noch ein weiteres Mal runter und wieder hoch.

Jetzt war es aber endlich geschafft. Eine Last fiel von mir ab. Ich war wie am sehr frühen Morgen erneut völlig geflasht. 64 Runden, 176 Kilometer, 5062 Höhenmeter und fast 11 Stunden im Sattel.




Hier noch in bewegten Bildern die Kurzform der Höhenmeter Challenge. Klickt einfach auf den nachfolgenden Link.


Danke an alle Mitfahrerinnen und Mitfahrer. Rainer, Marcel, Chrissi, Dexy, Andreas, Dirk und Immanuel vom Team SRH Campus Sports aus Heidelberg, Gert mit seinen Jungs vom RSC Kirrlach, Ben, Christian, Axel, Stef, Ernst, Stefan und Gerhard. Ohne Euch wäre es eine noch sehr viel härtere Nummer gewesen.

Danke an Pfitzenmeier und ganz speziell an die beiden Personaltrainer Sandra Bäuerle und Manuel Limbeck für die wirklich professionelle Unterstützung. Ohne euer sehr effektives radsportspezifisches Functional- und Krafttraining für den Oberkörper und die Beine wäre mir die Challenge um einiges schwerer gefallen. Eure erstellten Videos sind sehr gelungen.

Danke an Fairnatural für die zur Verfügung gestellten Energy Balls.

Danke an Regina für die sensationellen Fotos und Videos.

Danke an Frau Seyfert von der Hoffenheimer Neufeldsiedlung, daß ich mein Auto bei ihnen abstellen durfte.

Danke an Hans - Joachim Janik vom regionalen Presseportal Kraichgau Lokal für deine tollen Fotos und die Veröffentlichung.

Kette rechts

Reiner


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