Mittwoch, 17. Juli 2019

Indoor Cycling mit der 1. Frauenmannschaft der TSG 1899 Hoffenheim - Summer Edition 2019

Hallo Sportsfreunde,

seit Anfang Juli 2019 ist die 1. Frauenmannschaft der TSG 1899 Hoffenheim wieder zurück auf dem Rasen. Die Vorbereitung für die neue Saison 2019/20 hat begonnen. Seit einigen Jahren spielen die Hoffenheimer Ladies sehr erfolgreich in der Fußballbundesliga der Frauen.

Aufgrund einer Kooperation kommen die Mädels zweimal pro Saison nach Schwetzingen in das Pfitzenmeier Premium Plus Resort. Um ein wenig Abwechslung in ihr sportartspezifisches Training zu bringen, nehmen sie an einer Indoorcycling- und Yogastunde teil. Wie viele von euch wissen, bin ich seit vielen Jahren Kursleiter für Indoor Cycling bei der Unternehmensgruppe Pfitzenmeier. Mir wird dann jedes Mal die große Ehre zuteil, diese ganz besondere
Indoorcyclingstunde zu leiten.

Auf Instagram haben meine Fotos davon immer die Headline: Indoor Cycling meets Ladies Soccer.


Am 15. Juli 2019 war es wieder soweit. Alle waren sie da. Langjährige und erfahrene Spielerinnen inkl. der beiden Nationalspielerinnen Maxi Rall und Lena Lattwein sowie die Neuzugänge von außerhalb oder aus den eigenen Reihen. Selbst Trainer Jürgen Ehrmann und der Leiter der Abteilung für Frauenfußball Ralf Zwanziger ließen es sich nicht nehmen, etwas für ihre Ausdauer zu tun. Da am Tag zuvor ein Freundschaftsspiel stattfand und einige Spielerinnen etwas platt waren, habe ich den Mädels diesmal sehr viele Freiheiten gelassen. Sie konnten sich entsprechend ihrer Tagesform etwas mehr oder etwas weniger fordern.





Nach der Indoor Cycling Stunde ging es für die Ladies dann noch in den Yogakurs meiner Kollegin Petra.

Danke Mädels für die tolle Zusammenarbeit. Es hat mir wieder viel Spaß gemacht. Ich hoffe, wir machen das noch sehr oft zusammen. Am 17. August startet die neue Saison 2019/20. Viel Erfolg für die neue Spielzeit. So oft es mir möglich ist, werde ich bei euren Heimspielen unter den Zuschauern sein und euch anfeuern.

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Reiner


Freitag, 12. Juli 2019

Firmenlauf Sinsheim 2019

Hallo Sportsfreunde,

am Donnerstag, den 11. Juli 2019 habe ich nach langer Zeit mal wieder meine Laufschuhe für einen organisierten Lauf geschnürt. Der Firmenlauf 2019 in Sinsheim stand auf dem Programm. Nach einem Jahr Abstinenz wollte ich dieses Mal wieder an der Startlinie stehen.

Firmenläufe werden seit einigen Jahren immer beliebter und sprießen quasi wie Pilze aus dem Boden. Die Grundidee solcher Läufe ist es, möglichst viele Mitarbeiter von ortsansässigen Unternehmen zu animieren, sich laufsportlich zu betätigen. Mit Zeiterfassung, aber ohne Wettkampfdruck wird eine Strecke von 5 Kilometern zurückgelegt. Eine Distanz, die jeder normale Mensch schaffen kann. Völlig unabhängig davon, wie fit bzw. sportlich man ist. Das hat zum Großteil auch weiterhin Bestand. Die meisten Teilnehmer nehmen tatsächlich auch aus genau diesem Grund an einem Firmenlauf teil. Innerhalb dieser Laufevents ist mittlerweile aber auch eine Bewegung entstanden, die das Ganze durchaus als richtigen Wettkampf betrachtet. Mir fällt das beim Sinsheimer Firmenlauf immer wieder auf. Den Plural "Laufevents" verwende ich bewusst, da ich mir sehr gut vorstellen kann, dass es bei anderen Läufen dieser Art genauso ist. Wenn ihr das auch so seht, ob in Sinsheim oder anderswo, hinterlasst doch unten einfach einen Kommentar. Ich freue mich auf rege Beteiligung.


In Sinsheim wird in 4 - er Teams gelaufen und jede Firma kann eine nicht begrenzte Anzahl von Teams melden. Es gibt reine Männerteams, reine Frauenteams und auch Mixedteams. Im nachstehenden Text verwende ich der Einfachheit halber nur das Wort Läufer. Die Damen mögen mir das verzeihen. Fühlt euch aber dennoch auch angesprochen. Jeder Läufer innerhalb seines Teams läuft für sich, so schnell er kann bzw. möchte. Am Ende werden dann die Zeiten der 4 Läufer addiert und zu einer Gesamtzeit zusammengefasst. Die Platzierung ist dabei beim Großteil der Teams eher Nebensache. Für die oben bereits erwähnte Bewegung aber durchaus sehr wichtig. Einige Unternehmen melden entgegen ihrer Mitarbeiterzahl deutlich mehr Teams oder melden dennoch ein Team, obwohl sie mangels Maße eigentlich kein 4 - er Team melden könnten. Somit haben sie Läufer in ihren Reihen, die nicht zu ihrem Mitarbeiterstamm zählen. Diese Läufer sind zum Teil auch sehr ambitioniert und können durchaus sehr schnell laufen. Man hat sie quasi speziell für den Firmenlauf "eingekauft", um so erfolgreich wie möglich zu sein. Natürlich haben manche Firmen auch schnelle Läufer unter ihren eigenen Mitarbeitern. Das bezweifle ich keineswegs. Mir fällt beim Sinsheimer Lauf aber immer sehr stark auf, dass die Zahl der "Fremdläufer" stetig ansteigt. Eine Entwicklung, die ich persönlich etwas bedauere. Das soll keine Verurteilung sein, denn Hauptsache die Menschen machen Sport. Bevor also kein Team zusammenkommt, werden eben Läufer von außen akquiriert. Dennoch finde ich, dass dadurch der eigentliche Charakter solcher Veranstaltungen mehr und mehr in den Hintergrund rückt. Sei´s drum. Ich kann natürlich nachvollziehen, dass unterm Strich das finanzielle Ergebnis positiv ausfallen muss. Der Veranstalter braucht schwarze Zahlen in seinen Büchern. Aus Liebhaberei wurde dieses Event sicher nicht ins Leben gerufen ;-). Nochmal sei gesagt, ich spreche hier nur für den Lauf in Sinsheim und was mir persönlich schon oft aufgefallen ist. Gerne lasse ich mich auch eines besseren belehren, wenn ich mich irre.

Ich war wie immer für das Team Venice Beach Sinsheim am Start. Einer Filiale des Fitnessunternehmens Venice Beach mit Sitz in Schwetzingen, welches wiederum zur Unternehmensgruppe Pfitzenmeier gehört. Da ich noch immer überwiegend in Sinsheim meine Fitnesseinheiten absolviere und seit Jahren auch zum erweiterten Mitarbeiterstamm gehöre, war es für mich selbstverständlich, wieder im VB Läuferteam für diesen Firmenlauf zu sein.


Pünktlich um 19 Uhr fiel für weit mehr als 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Startschuss. Wie oben schon erwähnt, drückten die schnellen, "eingekauften" Läufer sofort ordentlich auf das Tempo. Der Vorsprung zum großen Feld wuchs dadurch relativ schnell an und sollte bis ins Ziel auch so bleiben. Ich erwähnte bereits, dass ich diese Entwicklung etwas bedauere. Aber ok, ist halt nun mal so.........

Meine Devise war, schnell zu laufen, mich aber nicht von den anderen um mich herum oder weit vor mir beeinflussen zu lassen. Die Leistung abzurufen, die tagesformabhängig möglich war. Mit einer für mich noch durchaus ausbaufähigen Zeit von 21,54 Minuten ist mir das dann auch ganz gut gelungen. Kurioserweise war ich damit sogar schnellster Läufer in unserem Team. Hätte ich nicht gedacht, da die anderen doch deutlich jünger sind.


Der Firmenlauf findet jedes Jahr im und um das Sinsheimer Leichtathletikstadion statt, quasi in direkter Nachbarschaft zum VB Fitnessstudio. Für mich also logistisch mehr als perfekt. Ich konnte vor dem Lauf ein wenig die Oberkörpermuskulatur fordern und zum Abschluss des Trainings dann noch die Beine.

Danke Jungs, dass ich wieder dabei sein durfte. Es hat mir wie so oft sehr viel Spaß gemacht. Nächstes Jahr bin ich wieder dabei, vorausgesetzt ich bin noch dazu in der Lage ;-).

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Reiner



Freitag, 5. Juli 2019

Deutsches Sportabzeichen 2019 - Radfahren auf dem Formel 1 Kurs in Hockenheim

Hallo Sportsfreunde,

wer von euch hat denn schonmal das deutsche Sportabzeichen gemacht? Sicherlich viele. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass dieser Kelch in den letzten 40 Jahren mit großen Schritten an mir vorüberging. Seit "Jugend trainiert für Olympia" in meiner Teenagerzeit bin ich in einigen Disziplinen, die für das Sportabzeichen notwendig sind, nicht mehr aktiv gewesen. Warum also nicht mal wieder in Angriff nehmen.

Deshalb haben Axel und ich Ende 2018 beschlossen, wir machen im Jahr 2019 das deutsche Sportabzeichen. Axel, auch Mittfünfziger, ist ein guter Freund von mir. Wir fordern mindestens 2 mal pro Woche im Fitnessstudio unsere Muskulatur und fahren im Sommer gemeinsam auch die eine oder andere Runde mit dem Rennrad. Als früherer Ligatriathlet und Leistungskegler war Axel sportlich auf einem sehr hohen Niveau. Ist deshalb durchaus auch etwas vielseitiger. Als mittlerweile sehr erfolgreicher Unternehmer in der Spielzeugbranche liegt bei ihm seit einigen Jahren der Fokus aber nicht mehr auf dem Leistungssport. Sportlich fordern ja, wie er immer sagt, aber zur Gesunderhaltung und nicht, um irgendjemandem noch etwas zu beweisen. Er hat sich quasi meine Philosophie verinnerlicht ;-).

Von drei möglichen Abzeichen (Bronze, Silber oder Gold) streben wir natürlich das Goldene an. Warum kleine Brötchen backen, wenn die größeren den Hunger besser stillen ;-)
In jeder Kategorie und Disziplin muss also das für Gold geforderte Ergebnis erreicht werden. Das Sportabzeichen ist in 4 Kategorien unterteilt. Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination. Innerhalb dieser 4 Kategorien kann man dann unter mehreren möglichen je eine Disziplin wählen, von der man denkt, dass man sie von allen am besten bewältigen kann.

Das deutsche Sportabzeichen 2019 läuft schon seit einigen Monaten, aber wir beide hatten erst am 4. Juli 2019 unseren 1. Auftritt. An diesem Tag stand für uns die Kategorie Ausdauer auf dem Programm. Um unsere aerobe Fitness auf den Prüfstand zu stellen, wählten wir die Disziplin 20 Kilometer Radfahren und zwar auf einer ganz besonderen Strecke. 4,5 Runden auf dem legendären Hockenheimring. Da quasi mit dem Rad zu fahren, wo sonst nur schnelle Autos und Motorräder unterwegs sind. Ein ganz besonders Privileg für die beiden alten Herren. Ich bin schon einige Male auf dieser Rennstrecke mit dem Rad gefahren, aber das liegt schon mehrere Jahre zurück. Jetzt im Rahmen des deutschen Sportabzeichens war es wieder möglich. Die Glückshormone in meinem Körper gaben schon morgens beim Aufstehen so richtig Gas.


Axel holte mich gegen 16 Uhr mit seinem Firmentransporter ab. Der Start war zwar erst für 18 Uhr geplant, aber wir wollten nicht Opfer des Feierabendverkehrs werden, Nachdem meine Adrenalin - Prinzessin und meine Tasche verladen waren, gings auch schon gleich los gen Hockenheim.


Kaum in Hockenheim angekommen, begannen auch schon die Vorbereitungen für die 4,5 schnellen Runden auf den Spuren der Formel 1. In Schale werfen, Reifenruck prüfen und ggf. nochmal nachpumpen, Trinkflaschen befüllen, Brille putzen, kurze Testfahrt und die Schaltung nochmal checken, etc. pp. Im Grunde also wie im Profi Peloton der Tour de France ;-). Naja fast..... :-) :-).
Im Vergleich zu den allermeisten anderen Teilnehmern waren wir beide aber schon deutlich "professioneller" ausgerüstet. Nur ein ganz geringer Teil war auch tatsächlich mit einem Rennrad am Start. Der Großteil startete in Freizeitradkleidung mit einem Stadt- oder Fitnessrad. Einer fragte uns tatsächlich, was wir denn hier wollen. Es ist nur das deutsche Sportabzeichen und kein internationales Radrennen, sagte ein weiterer Teilnehmer. Aber wir wollen doch die Goldmedaille, also muss die Ausrüstung entsprechend sein. ;-)

Es ist schon faszinierend auf dem Hockenheimring. Hier geben sich Motorsportveranstaltungen die Klinke in die Hand. Alles ist zeitlich ganz genau getaktet. Bis kurz vor unserer Prüfung waren noch Motorräder auf der Strecke und drehten ihre Runden.


Das Einschreiben war erledigt und mit einer leichten Verspätung gings dann über die Boxengasse direkt auf den Ring. Wir konnten uns ganz kurz einrollen bis zur Startaufstellung auf Höhe der Mercedestribüne. Da wir wie oben schon erwähnt 4,5 Runden fahren mussten, war dieser Startort notwendig.


Nach erreichen der Mercedestribune und einer ganz kurzen Ansprache des Zeitnehmers, fiel auch schon der Startschuss. Da ich mich ganz vorne eingereiht hatte, kam ich sofort sehr gut in Tritt. Mit in einer kleinen Gruppe führte ich gleich das Feld an und wir drückten ordentlich aufs Tempo. Axel war kurz vor der Sachskurve noch neben mir, konnte und wollte aber bereits auf Höhe der späteren Ziellinie das Tempo nicht mehr mitgehen. Jetzt lagen noch 4 Runden vor mir.
Relativ schnell merkte ich aber, dass ich mit meinen Kräften haushalten muss, sonst würden mich die schnellen Jungs platt machen. Zumal ich der Älteste in dieser Gruppe war. Also war erstmal bisschen Lutschen angesagt und ich ließ die anderen arbeiten. Durch gutes Zusammenarbeiten konnten wir uns dann etwas vom Hauptfeld absetzen. Wir rollten immer im Bereich zwischen 36 und 45 km/h. Je nach Streckenabschnitt. Ich wollte die anderen aber nicht die ganze Zeit arbeiten lassen und bin dann auch ab und zu vorne im Wind gefahren. Das verlangt die Radsportlerehre ;-). Das Tempo konnten wir halten und nach zahlreichen Überrundungen anderer Teilnehmer gings dann auf die letzte Runde. Die hatte es nochmal in sich. Unsere Gruppe war noch zusammen. Ab sofort war aber jeder Einzelkämpfer, da die Gelegenheit günstig war, als Erster die Ziellinie zu überqueren. Also nochmal Beine in die Hand nehmen und Rock 'n Roll. Am Anfang der Zielgeraden kam es dann zum Showdown. Ich mobilisierte meine letzten Kräfte und überquerte als Zweiter die Ziellinie.
Der Zeitnehmer rief mir eine Zeit von 31 Minuten und 18 Sekunden zu. Diese Zeit musste ich mir merken und später in mein Formular eintragen lassen. Durch das kurze Weiterrollen nach Überqueren der Ziellinie hat mein Garmin das Ergebnis allerdings etwas verfälscht.


Mit der Zeit von 31,18 Minuten als Basis, bin ich einen soliden 38-er Schnitt gefahren. Für einen Mittfünfziger nicht so schlecht. Die geforderten 47,30 Minuten für GOLD habe ich also mehr als unterboten. Die Freude war groß, was man auf dem nachfolgenden Afterrace - Foto sehr gut erkennen kann.


Axel kam mit 35,11 Minuten nur ca. 4 Minuten nach mir ins Ziel. Damit hat er die Vorgabe auch mehr als erfüllt. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, rollten wir uns zusammen mit einige anderen noch ein bisschen aus und bewegten uns dann in Richtung Parkplatz.


Wir verluden die Rennmaschinen wieder in den Transporter und ab gings nach Ketsch. Frisch geduscht und mit einem Loch im Bauch gönnten wir uns in Walldorf noch eine leckere Pizza.

Die Kategorie Ausdauer steht somit in den Büchern. Die nächsten Termine für die fehlenden 3 Kategorien/Disziplinen finden für uns dann im August/September statt. Stay tuned.

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Reiner

Mittwoch, 3. Juli 2019

Hoffenheim 312 - Ein radsportlicher Selbstversuch

Hallo Sportsfreunde,

am Samstag, den 29. Juni 2019 war es endlich soweit. Der Tag war gekommen, um den schon länger geplanten Selbstversuch HOFFE 312 (Dialektform für Hoffenheim 312) endlich in die Tat umzusetzen. Ich wollte für mich herausfinden und am eigenen Leib spüren, ob und wie sich mentale Stärke/Schwäche aufgrund schwieriger äußerer Umstände auf meine körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt. Auf der Agenda stand, einen Rundkurs von 1,7 Kilometern Länge mit ca. 30 Höhenmetern hier in Hoffenheim so lange mit dem Rad zu umrunden, bis eine Gesamtstrecke von 312 Kilometern auf meinem Garmin abzulesen war. Das sind durchaus schwierige äußere Umstände. Man muss schon etwas verrückt sein, um so etwas zu machen. Naja, normal kann jeder ;-). Ich fahre schon seit mehreren Jahren jeweils Anfang August einen Radmarathon von über 300 Kilometern in 11,5 Stunden. Physisch bin ich also in der Lage, eine solche Distanz zu absolvieren. So weit und vor allem alleine auf einer sehr kurzen Runde ständig "im Kreis" zu fahren, ist allerdings eine andere Hausnummer. Mir war sehr schnell klar, in 11,5 Stunden wird das nicht realisierbar sein. Dennoch hatte ich zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Zweifel, es körperlich nicht zu schaffen. Selbst wenn ich öfter das Rad wechseln würde. Mich quasi immer wieder an eine andere Rahmengeometrie gewöhnen muss. Zur Auswahl standen mein TREK Madone 4.7 und mein Abrecht Cyclo Cross Bike. Ein in der Tat spürbarer Unterschied in der Rahmengeometrie. Die eigentliche Herausforderung lag somit nicht auf der Streckenlänge, sondern in der Fähigkeit, sehr lange (312 Kilometer) im "Kreis" zu fahren und dabei mental stark zu bleiben. Eine wirklich große Herausforderung, wie sich später noch herausstellen würde.

Aber warum ausgerechnet 312 Kilometer? Kennt Ihr Mallorca 312? M312 ist einer der schönsten Radmarathons weltweit. Bis vor wenigen Jahren führte dieser Radmarathon auf abgesperrten Straßen einmal ringsum die Radsportinsel Mallorca mit einer Gesamtlänge von 312 Kilometern. Auch wenn sich die Streckenführung mittlerweile verändert hat, der feste Bezug zu diesem Radsportevent der Extraklasse war hergestellt. Das sollte mir mental helfen. Hoffenheim ist allerdings keine Insel und hat auch nicht die Größe von Mallorca. Ich wählte also einen Rundkurs innerhalb von Hoffenheim, auf dem wenig Autoverkehr herrschte und der nötige Support (Essen, Getränke etc.) möglich war. Dieser Rundkurs führte auf jeder Runde einmal am Haus meines Cousins Ralf vorbei. Dort konnte ich Pausen machen, mich versorgen und auch mein Equipment deponieren.


Im Vorfeld war nur Ralf über diese verrückte Idee informiert und der meinte nur: "Reiner, jetzt bist du völlig durchgeknallt. Um herauszufinden, wie und ob sich mentale Stärke/Schwäche bei stupidem "im Kreis fahren" auf die körperliche Leistung auswirkt, dafür reicht doch auch eine deutlich kürzere Strecke. Ähm und übrigens denk dran, du bist ein alter Mann :-). Dennoch glaube ich an dich (er weiß, wie verrückt ich in Sachen Radsport bin). Wenn du das tatsächlich machen willst, dann hast du meinen Support." Klar wollte ich das machen. Natürlich bin ich ein alter Mann, aber eine kürzere Strecke von z.B. um die 100 - 150 Kilometern wäre für dieses Vorhaben nur bedingt geeignet gewesen. Warum? Ich bin seit mittlerweile über 35 Jahren radsportlich aktiv (siehe "Über mich"). Lebenskilometer auf dem Rad, die also nicht unerheblich sind. Daraus resultierend habe ich eine sehr gute Grundlagenausdauer. Auch mein regelmäßiges, abwechslungsreiches Ausdauer- und Krafttraining, trägt dazu bei, dass es bei mir recht lange dauert, bis mein Körper auf dem Rad muskulär an seine Grenzen kommt. Ist die Saison etwas fortgeschritten, beginnt bei mir die muskuläre Ermüdung normalerweise so im Bereich von ca. 120 - 150 Kilometern je nach Tagesform. Das bedeutet aber noch lange nicht, daß ich aufhören muss. Hätten dann 200 oder 250 Kilometer nicht auch gereicht, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen? Vermutlich schon, aber nein, es sollten 312 Kilometer sein. Ich wollte mich so oft wie möglich an diesen tollen Radmarathon auf Mallorca erinnern, den ich 2019 krankheitsbedingt leider nicht komplett finishen konnte :-(. Also ran an den Speck: Go big or go home!

Ein bisschen Werbung in meinem Bekanntenkreis könnte auch nicht schaden, dachte ich mir. Das würde sicherlich den Druck noch ein wenig erhöhen, es durchzuziehen. Eventuell hat ja auch jemand Zeit und Lust, mich auf einigen Runden zu begleiten. Jede Unterstützung, ob auf dem Rad, an der Strecke oder durch Verpflegung, würde mich meinem Ziel ein wenig näher bringen. Also informierte ich sehr kurzfristig per WhatsApp einen ausgesuchten Kreis in meinem Umfeld. Tatsächlich meldeten sich auch einige zurück, dass sie vorbeikommen würden :-).

Am Tag zuvor hatte ich bereits beide Räder zu Ralf gebracht und die nötige Verpflegung sowie die Getränke zusammengepackt. Getreu dem Motto: " Lieber zu viel, als zu wenig" war mein Berlingo bis unters Dach vollgeladen, hauptsächlich mit Getränken. An diesem letzten Juniwochenende 2019 sollte es wettertechnisch nämlich alles andere als angenehm werden. Für den 29. Juni waren Temperaturen von über 30° gemeldet.

Am Samstagmorgen pünktlich um 10 Uhr fiel wie geplant der Startschuss. Ich wollte die Gesamtstrecke inkl. aller Pause so schnell wie möglich zurücklegen. Da es schwer einzuschätzen war, wie lange ich letztendlich brauche, hatte ich auf alle Fälle geplant, auch in der folgenden Nacht noch auf dem Rad sitzen.


Nach knapp 2 Stunden und ca. 20 Runden hatte die Temperatur schon die 30° Marke überschritten. Ich merkte bereits, dass mein Vorhaben mental ein durchaus schwieriges Unterfangen werden könnte. Doch zum Glück kam dann aber schon der 1. Mitfahrer, der mich ein wenig ablenkte. Diese Ablenkung tat richtig gut. Ich verlor dadurch auch den roten Faden und wusste sehr schnell nicht mehr, auf welcher Runde ich mich befand. Egal, kann man ja ausrechnen, dachte ich mir. Hauptsache ich habe Ablenkung. In den nächsten Stunden bis ca. 17.30 Uhr gaben sich die Mitfahrer quasi die Klinke in die Hand. Die Zeit verging wie im Fluge. Des Öfteren schauten wir in die verwunderten Gesichter einiger Anwohner, die sich wohl fragten, warum diese Verrückten ständig an ihren Häusern vorbeifuhren. Es wurden immer mal wieder kurze Pausen gemacht, in denen ich mich gut verpflegte. In einer dieser Pausen wechselte ich vom Madone 4.7 auf den Crosser. Irgendwann war es aber tatsächlich doch mal interessant zu wissen, wie viele Runden ich denn bisher gefahren bin. Also Gehirn einschalten und kurz nachrechnen. Das Garmin hat sicherlich einen Rundenzähler, aber da bin ich nicht Freak genug um zu wissen, wie man das einstellt. Ehrlich gesagt, leg ich darauf auch keinen großen Wert. Um 17.30 Uhr waren dann mittlerweile nahezu 140 Kilometer absolviert. Der Gedanke, es zu schaffen, war präsenter denn je. Danke Jungs (William, Stefan N. Ben, Stefan K. und Gerhard) für euren Support!


Nachdem sich mein letzter Mitfahrer um kurz nach 17.30 Uhr verabschiedet hatte, machte ich die nächste längere und wohlverdiente Verpflegungspause, wechselte zurück auf das Madone 4.7 und weiter gings. Ab diesem Zeitpunkt kam die Einsamkeit zurück. Das sollte bis zum Ende auch so bleiben. Ich drehte Runde um Runde. Legte dabei aber auch drei weitere kurze Päuschen ein. Die Kilometerzahl erhöhte sich in diesen nächsten Stunden auf ca. 170 Kilometer. Um ca. 21 Uhr stand dann die letzte etwas längere Ruhephase an. In der Nacht wollte ich mir nur noch einige sehr kurze Auszeiten gönnen. Deshalb war es wichtig, sich nochmal ordentlich zu verpflegen, bevor die Sonne am Horizont verschwand. Bei dieser Gelegenheit wechselte ich wieder auf den Crosser, mit dem ich sicher durch die Nacht fahren wollte. 


Ab 22 Uhr wurde es so langsam dunkel. Es war an der Zeit, die Beleuchtung am Rad zu aktivieren. Mit einsetzender Dunkelheit wurden aber auch meine Gedanken immer dunkler. Der Kampf begann. Leider hat mein innerer Schweinehund in den nächsten 2 Stunden ganze Arbeit geleistet. Er wurde buchstäblich zum Chef im/am Ring (eine Straße auf meinem Rundkurs heißt übrigens "Am Ring"). Immer mehr hat er die Macht an sich gerissen und mich schlussendlich dann doch besiegt. Um 0 Uhr beim Stand von 200 Kilometern, 3400 Höhenmetern und 11 Stunden im Sattel (reine Fahrzeit) habe ich beschlossen, das Projekt abzubrechen. Es war ein mentaler Kampf gegen mich selber, den ich bis dato so noch nicht geführt hatte. Körperlich wäre ich durchaus noch in der Lage gewesen weiterzufahren. Durch meine immer geringer werdende Motivation war ein Weitermachen allerdings nicht mehr möglich. Selbst eine etwas veränderte Strecke kurz vor dem Abbruch, auf der ich noch 3 Runden absolvierte, hat nicht mehr geholfen, meine Motivation nochmal anzuheben. :-(


Mein Fazit zu diesem interessanten Selbstversuch:

GUT, dass ich es gemacht habe, auch wenn ich abgebrochen habe. Eine Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte. Der mentale Zustand wirkt sich schon auf die Leistung aus, aber nur bedingt. Bei mir ist es eher die Motivation, die durch die schlechter werdenden Umstände (Nacht, alleine fahren etc.) immer geringer wird und dann letztendlich für den Abbruch eines solchen Projektes verantwortlich ist. Final bin ich aber weiterhin der Meinung, ein Vorhaben in dieser Form ist zu schaffen. Man muss nur sehr viel besser planen, besser vorbereiten und sollte auch nicht alleine fahren.

Ich werde es mittelfristig also nochmal versuchen. In welcher Form auch immer. Seid gespannt!

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Reiner