Mittwoch, 24. Juli 2024

KBK (Kraichgau - Bodensee - Königsee) - Meine 1. Bikepackingtour

Hallo Sportsfreunde,

vom 13. - 20. Juli 2024 habe ich eine Radtour der besonderen Art gemacht. 1000 Kilometer mit Gepäck vom Kraichgau am Rhein entlang zum Rheinfall nach Schaffhausen und weiter zum Bodensee. Dann einige Kilometer am Bodensee entlang bis Lindau und von da aus auf dem Bodensee-Königssee Radweg nach Schönau am Königssee. Das Ganze in 8 Tagesetappen. 

Obwohl ich schon seit fast 40 Jahren auf dem Rad sitze und in dieser Zeit bereits sehr viele radsportliche Verrücktheiten gemacht habe, war dieses Bikeabenteuer für mich absolutes Neuland. Mehrtagestouren (Nuclearban) standen bei mir auch schon öfter auf dem Programm, aber nicht in dieser Form, sprich mit bepacktem Gravelbike und ganz ohne Support in Form von Versorgungsfahrzeugen.

Ok, ich muss zugeben, es war die Light Variante, sprich ich war nicht alleine unterwegs und die Übernachtungen waren in festen Unterkünften (Hotels, Hostels und in einem Hüttendorf), denn als Rookie wollte ich erst mal Bikepackingluft schnuppern. Die Hardcore Variante (Übernachtungen auf Campingplätzen oder wild in der Prärie und selber planen) steht aber auch noch auf meiner Liste, allerdings erst, wenn ich etwas mehr Erfahrung in diesem für mich neuen Radsportmetier habe.

Mit der Planung der Strecke musste ich mich auch nicht befassen, denn das hat alles mein Begleiter und mittlerweile sehr guter Freund Stefan gemacht, der diesbezüglich schon viel Erfahrung und auch schon mehrere Touren in dieser Form in den Beinen hat. Da Stefan und ich uns schon sehr lange kennen, gemeinsam bereits vieles auf dem Rad erlebt haben und auch wissen wie jeder sowohl radsportlich als auch menschlich tickt, war das genau die richtige Konstellation für dieses sensationelle Abenteuer auf 2 Rädern. 

 

Nachfolgend habe ich die einzelnen Etappen chronologisch nach Tagen für euch aufgelistet. Freut euch auf viele wirklich tolle Fotos, versehen mit etwas Text zum besseren Verständnis.

Tag 1: Bad Schönborn im Kraichgau - Bad Krozingen/Hausen:

Perfekt vorbereitet, bis ins Detail von Stefan super geplant und natürlich dressed 2 kill by 3°TRIPUGNA, rollten wir am Samstag, dem 13. Juli pünktlich um 5 Uhr in Bad Schönborn los. Vor uns lagen ca. 220 Kilometer nach Süden auf "geplant" relativ flacher Piste, was am Ende dann aber leider doch nicht wirklich der Fall war. Unser Ziel war das Hotel Fallerhof in Bad Krozingen/Hausen. Ab Karlsruhe bewegten wir uns immer am Rhein entlang. Lange Zeit sogar direkt am Wasser. Die Temperaturen waren nicht wirklich hochsommertypisch, denn normalerweise braucht man Mitte Juli auch morgens um 5 Uhr keine Radweste sowie Arm- und Beinlinge. Nach den Wetterkapriolen der Wochen zuvor war aber nichts anderes zu erwarten und auch nicht vorhergesagt. Dementsprechend hatten wir uns in Sachen Bekleidung für die vor uns liegenden 8 Tage auf dem Bike auf durchwachsenes Wetter eingestellt. Nach einigen nicht geplanten Hindernissen (Laufradprobleme bei Stefans Bike, die wir in Kehl beseitigen lassen konnten, Umleitungen und einer Wasserdurchquerung wegen Hochwassers sowie leider auch durch einen nicht gewollten Umweg durch einen Weinberg) kamen wir am Abend gegen ca. 19.45 Uhr am Hotel Fallerhof an. Gerade noch rechtzeitig, um noch entspannt duschen zu können und um noch etwas zu Essen zu bekommen. Trotz der vielschichtigen Problemchen, ließen wir uns dennoch nicht aus der Ruhe bringen und haben diesen 1. Tag sehr genossen. Die über 200 Kilometer waren für mich nicht unanstrengend, denn die etwas mehr als 8 Kilo Gepäck am Bike merkt man irgendwann doch, denn 17 Kilo sind nun mal keine 8 Kilo (Bike ohne Gepäck). 😉




















































Tag 2: Bad Krozingen/Hausen - Lottstetten:

Der 2. Tag war der einzige Tag der Tour, an dem wir keine Übernachtung vorgebucht hatten. Der Plan war, so ca. nach 150 Kilometern spontan nach einem Nachtquartier Ausschau zu halten. Unsere Route führte uns von Bad Krozingen/Hausen wieder an den Rhein und von da aus dann weiter nach Süden. Basel war der südlichste Punkt. Ab Basel wechselten wir dann die Himmelsrichtung und zwar von Süden nach Osten. Stets an der Grenze zwischen D und CH entlang, die wir immer wieder überquerten. Kurzzeitig überlegten wir, Schaffhausen als Tagesziel zu wählen, doch diesen Gedanken verwarfen wir wieder recht schnell. Nach 140 recht welligen Kilometern und deshalb nicht mehr ganz so frischen Beinen, entschieden wir uns in sehr naher Zukunft, unser Nachtquartier aufzuschlagen. Das war anfänglich allerdings kein leichtes Unterfangen. Nach 155 Kilometern hat es dann aber doch geklappt und auch nur, weil wir etwas von der ursprünglichen Route abgekommen sind. In dem auf der deutschen Seite gelegenen kleinen Örtchen Lottstetten die 2. Etappe zu beenden und dort zu übernachten, war mit die beste Entscheidung dieses Tages, denn in Schaffhausen etwas zu finden, wären ganz sicher mit einige Problemchen verbunden gewesen. Geduscht und kaloriengestärkt versuchten wir noch das EM - Finale zwischen Frankreich und Spanien anzuschauen, was aber leider nur zur Hälfte geklappt hat. Der Körper, platt und an diesem Tag kaum zur Ruhe gekommen, holte sich das, was er brauchte, nämlich Erholung.

























Tag 3: Lottstetten - Meersburg am Bodensee: 

Bereits am Abend zuvor beschlossen wir die 3. Etappe um einige Kilometer zu verkürzen. Da die ersten beiden Tage doch ziemlich anstrengend waren, wollten wir die Beine etwas entlasten und haben deshalb die ca. 40 Kilometer über Konstanz ersatzlos aus dem Programm gestrichen. Unsere Route führte uns weiterhin am Rhein entlang über Schaffhausen nach Stein am Rhein und weiter nach Bodman/Ludwigshafen am Bodensee. Von dort aus dann am See entlang durch Überlingen bis zum Etappenziel Meersburg, wo wir in einem Mittelalterhotel übernachteten. Die Höhenmeter von Konstanz bis Bodman wären mit müden Beinen nicht wirklich erholungsfördernd gewesen. Nach ca. 20 Kilometern erreichten wir bereits den Rheinfall nahe Schaffhausen. Mein erstes Mal am Rheinfall. Warum auch immer kam es in 60 Lebensjahren nie dazu, dieses Naturschauspiel tatsächlich live und in Farbe zu erleben. Aus zeitlicher Sicht aufgrund der Streckenverkürzung war die Gelegenheit mehr als günstig, die Wassergewalt mal hautnah und ausgiebig zu spüren. 

 

 


 

 















Nach dem Duschen bis zum Abendessen hatten wir noch viel Zeit, um intensiv das mittelalterliche Meersburg zu geniessen.








Tag 4: Meersburg am Bodensee - Sonthofen im Allgäu (Tag 1 auf dem Bodensee-Königssee Radweg): 
 
Aufgrund eines Gewitters in der Nacht zuvor war es am Morgen von Tag 4 noch ziemlich bewölkt und auch recht frisch. Die Straßen und Wege am schwäbischen Meer waren feucht und mit vielen Pfützen versehen. Das Wetter wurde im Laufe des Tages aber deutlich besser. Unser Frühstück mussten wir in einem anderen Hotel einnehmen. Im Partnerhotel "Wilder Mann" wartete ein sehr üppiges Buffet auf uns. Nach der morgendlichen Stärkung machten wir uns abfahrbereit und los ging es. Etappenziel war Sonthofen im Allgäu. Unsere Route führte uns erst weiter am Bodensee entlang über Friedrichshafen nach Lindau und in Lindau, nach einer kurzen Kaffeepause, verließen wir wieder das Schwabenmeer und bogen quasi links ab auf den Bodensee - Königssee Radweg mit Ziel Sonthofen. Wir waren nicht sehr lange unterwegs und schon gab es bei mir ein technisches Problem, das ich aber recht schnell lösen konnte. Mein Garminhalterung war gebrochen. Ab jetzt und in den nächsten Tagen bis zum Königssee musste ich improvisieren. In weiser Voraussicht hatte ich eine Ersatzhalterung eingepackt, die ich unproblematisch mit einem Gummi montieren konnte. Die ersten Kilometer auf Bodensee-Königssee bis Sonthofen vorbei am großen Alpsee nahe Immenstadt haben bereits das bestätigt, was ich in den Wochen vor unserer Tour in zahlreichen Videos gesehen habe. Ruhe, tolle Natur und wenig bis gar keine Ignoranten auf 4 Rädern. Das sollte in der Folge nicht immer so bleiben, denn wir waren kurzzeitig auch auf oder an zum Teil viel befahrenen Straßen unterwegs, hielt sich in der Summe aber dennoch sehr in Grenzen. Nach 126 Kilometern erreichten wir unser Tagesziel Sonthofen. Nach dem mittlerweile zur Routine gewordenen Ritual am Etappenende sprich Rad sicher abstellen, duschen, Radklamotten waschen, die Kalorienspeicher wieder auffüllen und den nächsten Tag kurz besprechen, legten wir uns ab und die Erholung konnte beginnen.
 

 

Tag 5: Sonthofen im Allgäu - Bad Tölz (Tag 2 auf dem Bodensee-Königssee Radweg): 

Die Wetterprognosen für den 2. Tag auf dem Bodensee-Königssee Radweg waren alles andere als hochsommeradäquat. Bei 15 - 18° Grad sollte es unbeständig bleiben und zwischendurch immer mal wieder regnen. Doch wir hatten Glück im Unglück. Entgegen aller Vorhersagen blieb es nur windig und mal dunkel und mal hell bewölkt. Zwar mit für Juli eindeutig zu niedrigen 17° Grad, aber es blieb trocken. Gott sei Dank, denn am Tag 5 unserer Radreise stand mit 165 Kilometern mal wieder eine etwas längere Etappe auf dem Programm. Unsere Route führte uns von Sonthofen durch das Allgäu bis nach Füssen vorbei am Grüntensee, Hopfensee, Forggensee und Bannwaldsee sowie am Schloss Hohenschwangau und Schloss Neuschwanstein. Dann rollten wir raus aus dem Allgäu vorbei an der Wieskirche, ihres Zeichens Weltkulturerbe sowie am Kochelsee über Benediktbeuern und Bad Heilbrunn nach Bad Tölz. Auf wellig bis hügeligen 165 Kilometern mit nicht ganz 1500 Höhenmetern kamen wir nach 8 Stunden ziemlich platt an unserem Hotel im Zentrum von Bad Tölz an. Der Bulle aus Tölz hatte leider schon Feierabend, sonst hätten wir "Hallo" gesagt. Nach unserer traditionellen Abendroutine fielen wir erschöpft und zufrieden in die Federn.

Tag 6: Bad Tölz - Übersee am Chiemsee (Tag 3 auf dem Bodensee-Königssee Radweg):

Das Wetter in der Woche unserer Radreise war ein Abbild des bisherigen Sommers 2024. Es fehlte die Beständigkeit. Am Tag 6 hatten wir ein Wetter wie es Mitte Juli normalerweise sein sollte und in der Regel auch ist. Nämlich sommerlich warm und sonnig mit immer wieder mal harmlosen Wolken, die wichtigen Schatten spendeten. Kein Vergleich zum durchaus herbstlichen Vortag. Die 6. Etappe führte uns von Bad Tölz vorbei an den wunderschönen Seen Tegernsee und Schliersee zum Chiemsee, wo wir uns direkt am Wasser einen Kaffee und einen sehr leckeren Apfelkuchen gönnten. Etwas entfernt vom Chiemsee, in einem Hüttendorf, verbrachten wir die Nacht. Die Übernachtung in diesem Hüttendorf ist zwar schlicht und einfach, aber dennoch unvergesslich, denn es gab u. a. ein sehr reichhaltiges und leckeres Frühstück, das wir am nächsten Morgen sogar im Freien genießen konnten (Fotos dazu weiter unten am Tag 7). Ein wirklich tolles Übernachtungskonzept, das sehr zu empfehlen ist für Durchreisende wie wir. Nach der Abendroutine und einem kurzen Aufenthalt am Lagerfeuer, hatten wir nur noch Ausruhen im Sinn, denn die hinter uns liegenden wellig bis hügeligen ca. 120 Kilometer mit fast 1100 Höhenmetern, waren ein mal mehr sehr kräftezehrend und steckerziehend.


 

Tag 7: Übersee am Chiemsee - Salzburg (Tag 4 auf dem Bodensee-Königssee Radweg sowie kurze Zeit auf dem Mozart Radweg): 

Da am Tag 7 nur "ca. 68" Kilometer auf dem Plan standen, waren wir nicht so sehr unter Zeitdruck und konnten am Morgen vor dem Start das tolle Frühstück (wie oben bereits kurz erwähnt) in aller Ruhe bei bestem Wetter draußen genießen.

Die 7. Etappe führte uns vorbei an den Adelholzener Alpenquellen über Traunstein und Freilassing in die Mozart Metropole. Wenn wir schon in dieser Gegend sind, wollten wir natürlich auch etwas Zeit in der Altstadt von Salzburg verbringen. Aus diesem Grund mussten wir dann auch den Bodensee-Königssee Radweg verlassen und nicht nach Süden, sondern weiter auf dem Mozart Radweg grob Richtung Westen rollen.

Den späteren Nachmittag und Abend ließen wir dann in der Altstadt von Salzburg ausklingen. 

Tag 8 - Finale: Salzburg - Schönau am Königssee (Zurück auf dem Bodensee-Königssee Radweg):

Die 8. und letzte Etappe war mit 29 Kilometern zum Königssee und weiteren ca. 7 Kilometer zu unserer Unterkunft die kürzeste des 8 - tägigen Radabenteuers. Leider begann dieser Tag sehr regnerisch. Der Regen hielt ungefähr bis ca. 12 Uhr an und ab da wurde es dann langsam wieder sommerlich mit immer wieder hellen und auch dunklen, aber harmlosen Wolken. Nach den obligatorischen "Finisherfotos" am See gönnten wir uns noch einen Kaffee und ein richtig leckeres Stück Käsekuchen. Danach ging es für uns nach Bischofswiesen, wo wir in der perfekt gelegenen Jugendherrberge mit direktem Blick auf den Watzmann unser letztes Nachtlager aufschlugen.

 

Am späteren Nachmittag und frühen Abend erkundeten genossen wir natürlich noch Berchtesgaden.

Diese 8 teilweise sportlich sehr anspruchsvollen und gleichzeitig wundervollen sowie unfassbar erlebnisreichen Tage auf dem Rad werden mir ganz sicher für ewig in Erinnerung bleiben und definitiv nicht mein letztes Bikepackingabenteuer bleiben. Ich bin sowas von angefixt. Die Planungen für 2025 nehmen bereits erste Formen an. Stay tuned!

Danke an Stefan, dass ich mit dir diese unglaubliche Woche erleben durfte und danke an Regina und Alex, dass ihr uns am nächsten Tag mit dem Auto in Bischofswiesen abgeholt habt.

Kette rechts

Reiner  


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